06.10.2024 von Christian Meister
Safran
Das rote Gold
Safran ist bei uns hauptsächlich als Gewürz bekannt. Im Orient wird Safran schon seit Jahrtausenden als Heilpflanze eingesetzt. Neue Forschungsresultate belegen seine gute Wirksamkeit bei leichten und mittleren psychischen Belastungen. Spannend kann auch die Kombination mit synthetischen Stimmungsaufhellern sein, da sich beides nicht nur gut verträgt, sondern offenbar auch die Nebenwirkungen reduziert werden.
Die Nutzung von Safran ist bis 3600 vor Christus dokumentiert. Corcus sativus, wie die Pflanze auf Latein heisst, ist eine Mutation einer anderen auf den ägäischen Inseln beheimateten Krokus-Art. Heute wird Safran hauptsächlich in arabischen Ländern kultiviert. Jährlich werden über 200 Tonnen, der als teuerstes Gewürz bekannten Pflanze produziert. Über 90% davon im Iran. In der Schweiz wird er seit dem 14. Jahrhundert in Mund VS angebaut. Verwendet wird der Griffel, der sich in drei Narben aufspaltet. Für 1 kg Safran werden 130’000 bis 200’000 Griffel benötigt. Daher kommt auch der Ausdruck, Safran sei so teuer wie Gold.
In unseren Breitengraden ist Safran hauptsächlich als Gewürz bekannt. Im Orient wird Safran schon seit Jahrtausenden medizinisch eingesetzt. Heute rückt die Pflanze auf Grund der Forschung mit Safran-Extrakt auch bei uns immer mehr in den Fokus.
Offizielle Statistiken zur Einnahme von Stimmungsaufhellern fehlen für die Schweiz. Gemäss Auswertung von Patientendaten nehmen in der Schweiz 9% der Bevölkerung Antidepressiva. Zahlen des Bundesamts für Statistik belegen, dass rund 15% der Bevölkerung an einer mittleren oder hohen psychischen Belastung leiden. Dabei ist der Anteil bei Frauen mit 18.3% höher als bei den Männern mit 11.7%. Am stärksten betroffen sind junge Erwachsene im Alter zwischen 15 und 24 Jahren.
Die Auswirkungen einer psychischen Belastung äussern sich in einem sogenannten Problemkreis. Dazu gehören: Chronische Überforderung, Appetitlosigkeit. Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit, Hoffnungslosigkeit und Pessimismus, Angst, Traurigkeit, innere Unruhe, Vermindertes Denk- und Konzentrationsvermögen, Motivationsmangel, Schlafstörungen, chronische Übermüdung, vermindertes Selbstwertgefühl, kein Selbstvertrauen, Niedergeschlagenheit, Reizbarkeit, missmutige Stimmung und starke Unsicherheit beim Fällen von Entscheidungen. Dazu kommen oft somatische Beschwerden wie: Deutlicher Gewichtsverlust, Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen und Schwindel.
Safran wirkt im Gegensatz zu synthetischen Antidepressiva an verschiedenen Nerven-Schaltstellen im Gehirn. Er wirkt hemmend auf erregende Botenstoffe durch die Blockierung von Rezeptoren, wie des Glutamat-Rezeptors. Auf der anderen Seite wirkt er stimulierend auf dämpfende Botenstoffe wie beispielsweise γ-Aminobuttersäure (GABA). Weiter hemmt Safran die Monoaminoxidase und damit den Abbau von stimmungsaufhellenden «Glückshormonen» wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin. Und das Stresshormon Cortisol. So entsteht eine stimmungsaufhellende, angstlösende und denkleistungsfördernde Wirkung.
Mit Safran-Extrakt wurden mehrere randomisierte, doppelblind und Placebo-kontrollierte Studien gemacht. Zu Einsatz kamen jeweils 28 oder 30 mg des standardisierten sogenannten «affron»-Extrakts. Verglichen wurde die Wirkung mit den synthetischen Wirkstoffen Imipramin (100 mg/Tag) und Fluoxetin (20 mg/Tag) bei Angstzuständen und einer leichten bis mittelschweren Depression. In beiden Studien konnte nach 6 bis 8 Wochen Einnahme eine vergleichbare Wirkung festgestellt werden.
Spannende Studienresultate wurden bei einer Kombination von Fluoxetin (20 mg) und 30 mg Safran-Extrakt erzielt. Spannend deshalb, weil sich andere pflanzliche Wirkstoffe teilweise nicht mit synthetishen Vertragen. Der Homocysteinspiegel, welchem ein Beitrag zur Entstehung einer Depression zugeschrieben wird, konnte innert vier Wochen signifikant reduziert werden. Ebenfalls reduziert werden konnten sexuelle Funktionsstörungen im Bereich Lustempfinden, Erregung und Orgasmus, die eine häufige Nebenwirkung von SSRI (Selektive Serotonin-Wideraufnahme-Hemmer) sind. Weiter konnte auch das Schlafprofil verbessert werden.
Eine weitere mögliche und mit Studien belegte Einnahmemöglichkeit, ist der Baby-Blues (postpartale Depression).
All diese Studien wurden mit erwachsenen Personen gemacht. Mit Kindern und Jugendlichen gibt es jedoch Erfahrungswerte mit tieferen Dosen.